Gauappell. Rathenow. 26. Mai 1935 – Fotoalbum
Unikales, wohl von privater Hand erstelltes, aufwendiges Erinnerungsalbum für einen Führer einer Ehren- und Fahnenkompagnie des Stahlhelm mit Widmungstext und handschriftlicher Signatur „Dem Führer der Ehren- und Fahnenkompagnie unserem lieben Kameraden v. Bose [d.i: Major a.D. von Bose, S. 14] zur Erinnerung an den Gauappell des Gaues Westhavelland am 26. Mai 1935 in Rathenow. [gezeichnet][?] Schäfer“. Kartonierte, fadengeheftete Mappe mit marmoriertem Deckelbezug, einseitiger Schreibmaschinentext auf üblichem Papier der Zeit, auf den je gegenüberliegenden Seiten eingeklebte Original-Fotografien, welche Szenen des großen Gauappels in Rathenow zeigen: durch die Stadt marschierende Abteilungen, Aufnahmen vom Feldgottesdienst und dem Totengedenken, Fahnenmeere, Reden und Spaliere – der Begleittext schildert die Abfolge dieses Festtages detailreich, berichtet teils wörtlich über den Inhalt der gehaltenen Reden, über interessante Hintergründe und dokumentiert den Versuch des Stahlhelm-Bundes als Soldatenbund mit deutschnational-monarchistischer und durchaus auch christlicher Tradition – vergleiche bspw. die zitierte Totenrede des Stahlhelmpfarrers Hopp: „Kreuz und Schwert sei die Parole!“. Lagerdisziplin, Verlässlichkeit und Loyalität zur nationalsozialistischen Führung möglichst offenkundig zu demonstrieren. Der Bund war ab 1934 nach diversen Putschvorwürfen und Verhaftungswellen de facto schon gleichgeschalten und hieß „Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund“, doch das Stigma der „Reaktion“ verfolgte den Bund weiterhin. Gauführer Schäfer hielt auf dieser Veranstaltung eine Rede, die im Album aufgegriffen wird : „Alberne Märchen und Verdächtigungen werden verbreitet, von denen die dümmste, geschmackloseste, man kann sagen auch gefährlichste die ist: „Der Stahlhelm sei reaktionär!“ […] „Und nichts, garnichts, niemand auf der Welt vermag uns auch nur einen Bruchteil einer Sekunde irre zu machen an unserem festen Willen, die uns von unserem Führer Adolf Hitler gestellten Aufgaben in völliger, restloser Hingabe des ganzen Menschen zu erfüllen. […] Der NSDFB- (Stahlhelm) untersteht ihm, unserem Führer Adolf Hitler unmittelbar. Ihm, nur ihm […]“ – Beachtenswert: Das Album wurde fertiggestellt am 3. August 1935. Nur zwei Tage später schrieb der Bundesführer des Stahlhelm Franz Seldte einen Brief an Hitler, – dieser Brief liegt dem Album in Kopie bei! – in dem er um Anordnung zur Auflösung des Stahlhelm-Bundes bittet. „Nunmehr wirft man dem Bunde Fehler und Taten vor, die genau dem entgegengesetzt sind, was der Bund aus seiner ganzen Auffassung heraus wollte […] Stattdessen umgeht man mich nicht nur, sondern erlässt Verhaftungen, Auflösungen und Verbote […] verweigert man mir jegliche Auskunft […] bin ich unmöglich in die Lage versetzt […] in der ich die Beibehaltung der Führerschaft des Bundes und des Amts als Reichsminister nicht mehr verantworten kann.“. Die publikumswirksame Loyalitätsbekundung in Rathenow konnte die Entwicklung nicht aufhalten. Hitler löste den N.S.D.F.B. als Fortsetzungsorganisation des Stahlhelmbundes am 7. November 1935 auf. Dieses Album gibt einen überaus nahen, persönlichen und quellenreichen Einblick in die unmittelbare Endphase des zweitgrößten paramilitärischen Verbandes der Weimarer Republik. Sehr schönes Sammlerstück mit weitergehendem Forschungspotential. ///// Zustand: Mappe mit Bezugsfehlstellen und Bereibungen, Papier etwas gebräunt. Dabei: Blatt mit aufgeklebten Zeitungsausschnitten, die den Pilgerzug von 1000 Stahlhelm-Angehörigen zum Trierer Dom mit Bild und Text dokumentieren.
Bibliographische Angaben:
- Gewicht: 550 g
- Seitenzahl: 24 SS.; Original-Photographien
- Einband: 4°, Fadenheftung
- Verlag / Ort: Selbstverlag
- Jahr: 1935
- Auflage: Keine Angabe
Artikelnummer: 13455
350,00 €
Verfügbarkeit: Vorrätig
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